Das Camp (2005)

Schriftstücke

     
 

Consdorf2An dieser Stelle muss endlich einmal mit einem alten Vorurteil aufgeräumt werden. Feuerwehr ist kein Spaß. Feuerwehr bedeutet Pflichterfüllung, Disziplin, körperliche Fitness, Entsagung, Entbehrung, Askese, Dienst am Mitmenschen, anspruchsvollste Ausbildung, brillante Intelligenz und natürlich auch Selbstlosigkeit. Wer bei der Feuerwehr ist, für den ist die Sicherheit und das Wohlergehen des Nächsten das höchste Gut. Kommt am jüngsten Tag die große Abrechnung, dann wird der Himmel voller Feuerwehrleute sein.

Natürlich ist es unsere vornehmste Pflicht, die Jugend in diese edle Welt einzuführen und ihr auf den guten Weg zu helfen. Sie sind es, die einmal freudig unsere Rente erarbeiten werden und die später mal unser Altersheim heraussuchen werden. In diesem Sinne ist ein Jugendcamp natürlich eine furchtbar ernste Sache.

Mitgemacht haben die Wehren aus dem Kanton Echternach, sowie die Wehr aus Leck, die mit den Consdorfern eine mittlerweile zwanzigjährige Freundschaft pflegt. Fast 80 Personen, die sich der guten Sache verschrieben haben.

Alle kamen problemlos in Consdorf an und die feierliche Eröffnungsfeier begann damit, daß der erwartete Minister nicht kam. (Er ist aber auch kein Feuerwehrmann) Das machte abba nix. Ein Feuerwehrmensch fängt bei frühestens 400° an zu schwitzen. Da wirkte die Sonne mit ihren schlappen 35° natürlich lächerlich. Leider war das mit der Sonne nur Show. Die verabschiedete sich dann im Laufe der Woche.

Prächtig waren die stolzen weißen Zelte anzusehen, die ordentlich in einer Wiese standen, fachmännisch aufgebaut und gesichert, und die nun darauf warteten, die jungen Gäste beherbergen zu dürfen.

Nichts verriet mehr die vorangegangenen Dramen. Nach elend  schwierigen Vorbereitungen, nach eine verzweifelten Suche nach Sponsoren, bauten wir am Freitag, dem 15.07.05 die Zelte auf. Leider wurden wir von einem wütenden Taifun überrascht. Ein Zelt tobte durch die Lüfte, einige Stangen brachen, die Zeltwand riss, nur Drachenfliegen ist schöner...

Zurück zur Eröffnung: Die jungen Menschen schritten in Formation vor den Ehrengästen vorbei, stellten sich dann ordentlich vor den jeweiligen Zelten auf und warteten freudig auf die Reden, die nun gleich an sie gerichtet werden sollten.

Felix Cannivy, der große Organisator, Jugendleiter, Verantwortliche und Ehemann unter Jeannys Kommado, hatte speziell für diesen Anlass bei einer alten afrikanischen Hexe ein Voodoomikrofon besorgt. Dieses funktionierte nur, wenn man den Kopf in eine bestimmte Himmelsrichtung drehte, den Hintern sanft rotieren ließ und dabei mit den Ohren wackelte. Aber haben sie schon mal einen zünftigen Redner gesehen? Beim Anblick eines Mikros lässt sich solch ein Mensch durch nichts mehr stoppen, hemmungslos muss er hineinsprechen. Und so sprachen der Jugendleiter, der Gemeindevertreter, der Kantonalverbandsvertreter, der Landesverbandsvertreter, Horst Götz, auf den unsere Freundschaft zu Leck zurückgeht, der Pastor und mit ihm der liebe Gott und dann wieder Felix. Das Leben in der Feuerwehr ist kein Spaß.

Das Lagerfeuer wurde entfacht (das Camp ist erst vorbei, wenn das Feuer aus ist) und die Spiele konnten beginnen.

Die Nacht verlief ruhig, wie es sich gehört. Da ja die Zukunft anscheinend den Frauen gehört, waren im Camp auch einige Frauen anzutreffen. Zarte Wesen von schöner Gestalt, hoher Gesinnung und einfühlsamer Art. Es gab sie in großer Ausführung, sowie in handlichem Format. Von S über M bis hin zu XL sozusagen. Aber niemand brauchte hier Angst um Sitte und Moral zu haben. Feuerwehrmänner haben einen gefestigten Charakter. Die ganz kleinen sind vielleicht noch etwas unruhig, aber die Großen sind durch und durch Vorbilder.

Leider mussten die Jugendleiter am nächsten Tag erleben, dass die Kids schon bei Sonnenaufgang tatendurstig auf die zu erwarteten Abenteuer warteten. Der wohlverdiente Schlaf nach langen Besprechungen wurde brutal unterbrochen. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass das Wecken mit dem schönen Lied: Guten Morgen, guten Morgen♪guten Morgen Sonnenschein...♪♪♫. stattfand. Und weil der Feuerwehrmensch an sich großzügig ist, wurden die Lautsprecher derart laut aufgedreht, dass das ganze Dorf etwas von der Musik hatte. Danke, liebe Feuerwehr.

Am ersten Tag wurden die endlosen Wälder rund um Consdorf durchstreift. Hunderte von Kilometern wurden in dieser Wildnis zurückgelegt. Es ging durch Schluchten und Höhlen. Berge waren zu erklimmen und weite Ebenen zu durchqueren. Gefährliche Gewässer und wilde Tiere wurden gemeistert. Es war ein Höllentrip, an dem vor drei Jahren eine Eliteeinheit der französischen Fremdenlegion gescheitert war. Kleinere Verletzungen und Stürze gehören zum Geschäft. Einige der Tapferen mussten allerdings von unserem Spezialfahrzeug (Reisebus Baujahr 1932) abgeholt werden. Aber die Härtesten schafften die ganze Strecke. Abends wurde dann in die speziell konzipierte und ausgewogene Kraftnahrung (Schpagetti Bolonäse) reingehauen. Und kein Feuerwehrer ist so tot, dass anschließend nicht noch etwas Fußball. gespielt werden kann.

Aber wie gesagt: Mir sinn ja nicht zum Spaß hier. Und so begann die leidvolle Geschichte der Strafkompanien. Klar, dass jeder Feuerwehrmensch von peinlichster Sauberkeit ist. Da wird gewischt und geschrubbt und geputzt und gesäubert. Einige wollte sich jedoch immer wieder besonders hervortun und rissen sich um zusätzlichen Küchendienst. Manch einer entdeckte auch seine Liebe zum Kloputzen. Seltsam, worüber sich manche Menschen doch freuen können.

Wer dachte, dass des Abends wüste Gelage auf dem Programm standen, wird leider feststellen, dass der Feuerwehr alle abartigen Gedanken fremd sind. Er soll sich ob seiner elenden Phantasien schämen und bitte zur Kenntnis nehmen, dass das gesamte Camp alkoholfrei war. Feuerwehr ist schließlich kein Spaß. Es soll allerdings erwähnt werden, dass es einigen Mitgliedern jener Naturvölker, die knapp unterhalb des Nordpols siedeln, gelungen war, einige Gefäße berauschender Getränke ins Camp zu schmuggeln. Ihre Schwiegermutter möge sie dafür strafen.

Nächster Tag: ♪♫Guten Morgen♫.... Seit diesem Tag wissen die jungen Menschen nun auch, wie man Strom veredeln kann, was sauberer Strom ist (immer schön schrubben) und wie groß Turbinen sein können. Die SEO in Vianden wurde besichtigt und man sah der riesigen Anlage interessiert beim Strommachen zu.

Da der Feuerwehrmensch an sich gierig auf Kultur und Wissen ist, war es ganz klar, dass wir das Militärmuseum in Diekirch besuchten. In einer hochwertigen Ausstellung, die liebevoll zusammengetragen wurde und kenntnisreich installiert wurde, werden die letzten Monate des zweiten Weltkriegs dargestellt. Ob man sich mit dem Thema auseinandersetzen möchte oder nicht... die Ausstellung ist beeindruckend.

Aber selbst nach solchen Erlebnissen fanden die angehenden Actionhelden noch immer die Energie und die Kraft um in dem niedlichen Städtchen Diekirch bis zur Erschöpfung zu shoppen.

Wurde übrigens schon erwähnt, dass die jungen Menschen weitestgehend ohne Handy im Camp lebten? Wann haben Sie zum letzten Mal ein Kid ohne Handy gesehen? Feuerwehr ist nicht lustig. Feuerwehr ist Entbehrung und Disziplin. Wider Erwarten hat keiner der jungen Menschen bleibenden Schaden genommen, alle haben überlebt.

Mittlerweile dürften Sie einen Eindruck vom steinharten Leben in einem Feuerwehrcamp bekommen haben. Es sollte nun klar geworden sein, dass dies keine Veranstaltung für empfindliche Schmetterlingspfötchen ist. Na also!!! Kennen Sie Kantinenfraß? Wissen Sie, wie die Mülltonne einer Pommesbude abends riecht? Können Sie bei uns alles vergessen. Unser Koch Ralph konnte sein weiches Herz nicht verleugnen. Er hat das ganze Camp nach Strich und Faden verwöhnt. Es gab von allem, und es gab von allem genug, und alles hat geschmeckt, und alles sah gut aus... Ralph, Du wurdest fast jeden Tag in der Lagerzeitung lobend erwähnt. In früheren Zeiten hat man in Camps die Köche in ihrem eigenen Frittenfett ersäuft, heute findet man ihr Essen toll und lobt sie. Wo soll das noch hinführen? Beim nächsten Camp gibt es dann aber wieder selbstgeschälte Kartoffeln mit Heuschrecken und wildem Honig. Ach ja... unser Koch war sogar derart rücksichtsvoll, dass er Campbewohner, die keine köstlichen Fischstäbchen speisen wollten, mit einem bescheidenen Steak verwöhnte. Hätte er allerdings vorher gesagt, dass Steak die Alternative zum Legofisch ist, dann hätte wohl manch ein Schuppentier sein Leben weiter leben können Aber was ist der größte Held der Bratpfanne ohne diejenigen, die ihn unterstützen und vor Fehlern und Unfug bewahren. Zunächst sei da unser prächtiger Tommy erwähnt. Er hat sich als wahres Naturtalent erwiesen, dem nichts zu viel oder zu wenig war. Wo es nach Essen roch und wo Arbeit war, da war Tom. Wir haben herausgefunden, dass er nun noch Bügeln lernen möchte und auf Hausfrau umschulen will.

Haben Sie sich auch schon mal gefragt, was der Feuerwehrmann ohne seine Frau wäre? Ein B-Schlauch mit einem C-Rohr? Ein Blaulicht ohne Sirene? Unsere unerschrockenen Damen griffen Ralph bei seinen Bemühungen unter die Arme und auch sonst wohin. Eigentlich brauchte er nicht mehr zu arbeiten sondern nur noch das Kommando führen. Wie bei der Feuerwehr. Wer Chef ist kommandiert, und wer kommandiert schiebt eine ruhige Kugel. Er trägt die Verantwortung und eine hübsche Uniform. Apropos! Ralph steckte Tom und Antoinette und Michèle und Maren und Sylvie in hübsche Mützchen, Pierre Cardin hätte nicht erregender kreieren können. Toll Ralph, wie Du unsere Girls im Griff hattest.

Nächster Tag: ♪♫Guten Morgen♫.... Sch... Lied!!! So hart ist das Leben. Es war eigentlich ein ganz gemütlicher Tag. Eine Rallye wurde veranstaltet. Laut Bericht von Zelt 3 beeindruckten die Leute von Leck vor allen Dingen dadurch, wie geschickt und routiniert sie mit ihren Eiern umgehen konnten. Scheint ja ein wildes Leben zu sein, hinterm Deich.

Misch, unser Kommandant (der mit der schönen Uniform und dem ernsten Gesichtsausdruck) fand es vor allen Dingen toll, dass sich die Gruppen gemischt hatten und dass sich trotzdem alle gut verstanden. Normalerweise kommt es in dem Fall in Mischs Heimat nämlich zu blutigen Szenen und interessanten Knochenbrüchen. Aber Feuerwehrmenschen sind zivi- und diszipliniert. Er hatte übrigens fast Tränen der Rührung in den Augen, als er davon sprach, dass sich fast alle Mitglieder der Consdorfer Wehr irgendwann einmal im Camp zeigten. Das sei doch ein tolles Zeichen, meinte er. Tja... auch die Härtesten haben manchmal ein zarte Seele.

Natürlich endete kein Tag ohne Blessuren, Nasenbluten, Verstauchungen und Prellungen. Aber das gehört auch zu den pädagogisch intendierten Zielen. Man darf es nicht laut sagen, aber Schrammen säumen unseren Weg. Aber was Tragisches ist nicht passiert. Schließlich spielen wir nicht rum sondern können Gefahren einschätzen. Wir beherrschen unsern Körper und unser Material. Wir sind in jeder Lage Herr der Situation. Und sollte das nicht so sein, dann schreien wir nach dem Jugendleiter, und der kriegt das dann schon irgendwie hin.

Es war auch schön zu sehen, dass unsere jungen Damen so langsam mit den wilden jungen Männern gleichziehen. Sie lassen sich nichts mehr vormachen. Das was die Jungs können, das können sie genau so gut, oder sogar besser. Das konnte man zum Beispiel am Zustand der Toiletten sehen. Früher waren nur die Jungenklos eingesaut. Das können die kleinen Ladies mittlerweile genau so gut. Es gibt also Hoffnung. Heilige Barbara, erhalte uns die Kameradschaft, beschütze uns vor des Feuers heißem Hunger und siehe zu, dass immer ein Strafkommando zum Putzen antritt.

Wurde schon geschrieben, dass jeden Tag eine Lagerzeitung auslag? Es ist klar, dass Sie nicht erwarteten, dass Feuerwehrmenschen schreiben können. Aber auch unsere kreative Seite, unser schöpferisches Potential wird bei unserm Camp herausgekitzelt. Lesen Sie ruhig die Berichte der einzelnen Zelte. Goethe wäre zu uns gekommen um zu lernen.

Nächster Tag: ♪♫Guten Morgen♫.... Wer bis hierhin überlebt hatte, den konnte sowieso nichts mehr erschrecken. Frankreich – Maginotlinie. Noch mal Geschichte, noch mal Kultur. Aber nun wissen Sie ja bereits, dass der Feuerwehrmensch ein sehr gebildetes Wesen ist. Aber mal im Ernst: Die alten Anlagen beeindrucken noch nach zig Jahren. Es ist schon tragisch zu sehen, was sich Europäer gegenseitig angetan haben. Vielleicht sollte man öfter solche Touren machen.

Die Wehr aus Consdorf hatte zwei Busse organisiert, die allerdings nur unwesentlich jünger waren, als die Maginotlinie. Leider erlitt einer der Busse einen Schwächeanfall. Wussten Sie, dass es in einem Motor Schläuche gibt? Falls nicht... all unsere Campteilnehmer wissen es jetzt. Aber auch ein großes Problem ist für die Krieger des Feuers nur ein Mückenstich. Wir wären nie gen Frankreich gefahren, ohne zwei eigene, bewährte Busfahrer und einen corpseigenen Mechaniker. Es wurde lediglich der Verdacht geäußert, die Helden des Schraubenschlüssels hätten sich ganz doll über die Panne gefreut. Denn nun durften sie schrauben und fummeln, statt 30 Meter unter der Erde im Bunker dem Fremdenführer zu lauschen – aber das sind nur Gerüchte.

So reichte die Zeit nicht mehr für Straßburg, und kein junger Teilnehmer konnte die Stelle sehen, an der Goethe gegen das Münster gepinkelt hatte.

An dieser Stelle muss wieder von den außergewöhnlichen Fähigkeiten des Homo vigilus del fuoco vulgaris (der gewöhnliche Feuerwehrmensch) berichtet werden. Es hatte geregnet. Als die Frankreichfahrer zurückkamen, schien das Feuer erloschen. Tagelang hatten die Kids bedenkenlos Holzstämme in Massen ins Feuer geworfen um die Flammen am Brennen zu halten. Ein ganzer Wald verschwand in der Feuerstelle. Und nun war da nur noch ein trauriges Häuflein nasser Asche. Doch wer das Feuer wirklich liebt, wer ein echter Pyromane ist, der sucht so lange in der Asche, bis er den letzten überlebenden Funken gefunden hat. Und dieser Funke wird sein Freund, und mit ihm allein lässt er wieder ein stolzes Feuer erstehen. Es ist uns ohne Hilfsmittel gelungen, die Chose wieder in Gang zu bringen. Tja... wir Feuerwehrlinge, wir verstehen unser Handwerk. Wir sind etwas, was andere Menschen nicht sind; wir sind etwas Besonderes.

Habe ich schon geschrieben, dass wir etwas Besonderes sind? Nach all diesen Abenteuern, nach all diesen Erlebnissen, die nur den Besten vorbehalten sind, hat es uns nachts nicht mehr in den Zelten gehalten. Wir waren unbezähmbar und forderten ein Nachtrallye. Die Kleinsten schlugen allerdings beim Wecken nur angeödet die Augen auf, drehten sich um und pennten weiter. War nix mit Rallye. Man hätte auch versuchen können, die Pyramiden zum Leben zu erwecken. Und? Wie lief das Rallye? Natürlich super. Alles gut organisiert, alle Kids in körperlicher Topform... Jeder von uns hätte Jan Ullrich locker den Berg hoch geschleppt, hätte dann einen kleinen Plausch mit Lance an der Spitze gehalten und hätte sich dann zu Jan zurückfallen lassen damit der nicht so traurig ist.

Nächster Tag: ♪♫Guten Morgen♪♫....  Was kann wohl noch aus einem Tag werden, der mit Aufstehen anfängt? Und was soll aus einem Tag werden, der unter dem Motto „Spiel und Spaß“ steht? Die Eingeweihten unter uns wissen mittlerweile, dass das alles nix mit Spaß zu tun hat. Und gespielt wird auch nicht. Na also. Körperliche Ertüchtigung wurde groß geschrieben. Um unser verschärftes Programm noch zu toppen hat Felix extra einen Kletterpark montieren lassen. Die jüngeren Kids waren nicht mehr zu stoppen, die älteren trauten sich etwas später. Sogar die Steinalten fanden sich schließlich zum Mumienkraxeln ein. Abba das is alles nich lustich.

Nächster Tag: ♪♫Guten Morgen♪♫.... Mal wieder Kultur. Die Stadt Luxemburg wollte entdeckt werden. Damit das möglich wurde, und um uns eine besondere Freude zu machen, hat Graf Sigfried im Jahre 963 (n. Ch.) seine Festung auf den Bockfelsen gebaut. In diesem Felsen eingeschlossen ist übrigens eine knusprige Dame, unsere liebe Melusina. Sie ist unten Fisch und oben nackt. Aber sie zeigte sich weder unserer Jugend, noch den moralisch wertvollen Jugendleitern. (Jungs, mit dem Fischweib hättet ihr sowieso nicht viel anfangen können) Man suchte aber trotzdem in den Kasematten nach ihr. Die Kasematten sind unter der Erde und damit ziemlich unterirdisch. Hier zeigte sich wieder der Mut unserer Mädels und Jungs. Auch im Keller Luxemburgs zeigten sie keine Angst und wahrten die Disziplin. Ein Feuerwehrmensch muss auch etwas von einem Maulwurf haben. Lange dunkle feuchte Gänge können uns nicht schrecken.

Es fand dann auch ein Rundgang durch die alten Festungsanlagen statt. Das darf man sich recht anstrengend vorstellen. Treppe rauf, Treppe runter, Kultur, Festung würdigen und wieder Treppe rauf und wieder staunen und dann weiter. Nich lustich...

Dann kam der vorläufige Höhepunkt des Tages: Traräääääää.... natürlich Shoppen. Das geschieht nicht zum Spaß, sondern zur Unterstützung der armen luxemburgischen Geschäftsleute (schluchz, schnief...)

Zurück im Camp kam der eigentliche Höhepunkt des Tages: Jugendleiter und Untervizeersatzjugendleiter wurden von den dankbaren und ergriffenen Jugendlichen ergriffen, festgebunden, und geehrt. Diese Ehrung bestand darin, dass sie mit allerlei Zeugs eingeschmiert und beworfen wurden. Zeugen berichten von Ketschup, von Senf und Mehl, von Gel, von Hasenkot und Mäusepipi. Als Felix mit einer Torte beworfen wurde reagierte er blitzschnell, so dass der edle Spender die Torte in seiner eigenen Visage wiederfand. So is er, unser Felix; er gibt anderen gerne mit. Hübsch waren sie anzusehen. Knackig und bunt. Endlich hatten die beiden nun auch einen Grund, mal die Dusche zu betreten. Es wurde ihnen gezeigt, wo sich die Duschen befinden und nach einer kurzen Erklärung hatten sie auch kapiert, wie eine Dusche funktioniert. Und weil unsere liebe, nette Jugend schon mal dabei war, erfuhren Misch und Jang die gleiche Behandlung. Beide durften im Mittelpunkt dieser Zeremonie stehen, weil sie das erste Mal dabei waren. (Schämt euch) Sie liebten es, im Mittelpunkt zu stehen. Man kann sagen, dass sie nach der Aktion hübscher anzuschauen waren, als vorher.

Dann wurde getafelt (wie gesagt, wer keine Fischsticks mochte musste mit einem Steak vorlieb nehmen – Danke Ralph) und dann brachte Ralph eine riesendolleschöne Geburtstagstorte unter die Leute und dann trat das Strafkommando an und dann war Dan böse weil ein unschuldiges Kind Papier ins Pissoir gesteckt hatte und dann meldete sich der Streff zum Pissoirpapierentfernen und dann waren alle wieder froh und dann kam der erotische Teil des Camps. DISCO!!!

Hier zeigte sich wieder, dass sich der Feuerwehrmensch vor nichts fürchtet. Wir brachten es fertig, bunte Lichter zu installieren und laute Musik zu spielen, die von einer Nebelmaschine eingedampft wurde. Und wat war los auf der Tanzpiste? Nix!!! Das lag an der natürlichen Zurückhaltung des jungen Feuerwehrmannes gegenüber dem weiblichen Geschlecht. Die Frau an sich ist ein Objekt der stummen Verehrung. Man wagt es kaum, sich ihr zu nähern und kann dann nächtelang nicht schlafen, wenn uns die Angebetete, die Vergötterte endlich eines Blickes würdigt. Es sei ein persönliches Wort des Autors dieser Zeilen an die jungen Männer gerichtet: „Jungs – wieso glaubt ihr, sind auch Frauen auf einem Camp zugelassen??? So wird dat alles nix. Denkt an den Geburtenrückgang, denkt an meine Altersversorgung.“ So blieben Männlein und Weiblein sittsam getrennt. Bis auf einige verwegenen Pärchen die sich rhythmisch wiegten passierte nichts. Einige Mädchen ergriffen allerdings die Initiative und machten Damentanzrunden auf. Und damit hatte wieder alles seine gewohnte Ordnung. Später wird das wohl auch so bleiben. Sie will tanzen und schaut sehnsuchtsvoll zu den Jungs rüber und die bewachen den Tresen und sorgen bei der Brauerei für Umsatz.

Nachdem dann die Kids in den Betten lagen, gab es noch einen kleinen Umtrunk bei den junggebliebenen Feuerwehrern. Mittlerweile hatten nämlich einige Fässer Bier auf geheimnisvollen Wegen ins Lager gefunden. Unsere Aufgabe bestand nun darin, das ordnungsgemäße Funktionieren der Zapfanlage sicherzustellen, damit am nächsten Tag, an dem wir mehrere tausend Gäste erwarteten, alles reibungslos läuft. Wir testeten recht lange... aber es hat uns keinen Spaß gemacht. Wir besprachen wieder und wieder die Qualität des Getränks, wir machten uns unseren Job nicht leicht.

♪♫ Guten Morgen♪♫.... Großkampftag!!! Heute ist Tag der offenen Tür, heute ist Abschlussfest, heute wird gegrillt, heute soll endlich der Minister kommen, heute steht auf dem Plan: Säubern des Campplatzes.

Als der Autor dieser Zeilen nach dem Aufstehen um 11:00 Uhr am Ort des Geschehens erscheint, stehen schon ganz viele rote Autos mit blauen Lämpchen auf dem Dach rum. Und ganz viele Menschen laufen in dunklen Uniformen durch die Gegend und gucken ganz ernst. (wir sind ja alle nicht zum Spaß hier... hab ich das schon geschrieben?) Ich fühle mich sicher und geschützt. An diesem gesegneten Ort kann mir wahrlich nichts mehr passieren. Wie leuchten meine Augen, als ich noch Krankenwagen und Rettungswagen erblicke. Sollte ich heute noch von einer niederfahrenden Zeltstange eingeklemmt werden, so würde mir sofort geholfen werden.

Die Grillmeister walten ihres Amtes, der Tresenwärter putzt den Tresen und hat die Eisschränke gefüllt, eine gewaltige Maschinerie, in der jedes Zahnrädchen genau weiß, was es zu tun hat, und freudig ins nächste Zahnrädchen greift. Die Jugend ist jung freudig und diszipliniert. Sie weiß, dass alles, was in den vergangenen Tagen auf die Beine gestellt wurde, nur zu ihrem Besten war. Wie gerne hätten wir selbst die Klos geputzt, wie zuckte es uns in den Fingern als der Boden geschrubbt und der Abwasch getätigt wurde. Wir haben still gelitten, um euch jungen Menschen eine Charakterbildung zukommen zu lassen, wie sie nur wenigen Auserwählten zuteil wird. Danke Kids, dass ihr dabei wart und dass ihr euch (ehrlich) so toll benommen habt. Mit euch kann man was auf die Beine stellen.

Jetzt kann auch der Minister kommen.

Gerry Grosser unser Sekretär der Feuerwehr Consdorf