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Born, den 11. Januar 2003 Einsatz vom 01. Januar 2003 bis zum 04. Januar 2003
01. Januar 2003 Am Mittwoch, Neujahrstag 2003 hat es geregnet, als wenn die nächste Sinnflut ins Haus stehen würde. Gegen 21:15h hat die Frau Bürgermeisterin mir angerufen, nicht um fürs neue Jahr zu wünschen, sondern um die Feuerwehr nach Mompach zu bestellen, da ein Neubaugebiet und die Kirche sowie die Gemeinde bedroht waren überschwemmt zu werden. Ich rief in Moersdorf bei Kersch André an und sagte ihm er solle die Sirene drücken um unsere deutschen Feuerwehrfreunde aus Metzdorf darauf aufmerksam zu machen, dass wir Sie brauchen würden. Fünf Minuten später wurden wir über die Notrufzentrale 112 angepiept. Es stellte sich heraus, dass in Moersdorf der Brandweiher voll mit Geröll gespült worden war und wie vor vier Jahren im Oktober das Haus von Kersch J-P. sowie die Keller und Gärten der Familien Kohn, Schuster und Kayser überschwemmt wurden. Zur gleichen Zeit standen in Mompach der Gemeindekeller die Kirche und im Neubaugebiet drei Keller unter Wasser. In einem Haus op Reedt standen zwei Personenwagen komplett im Wasser. Wir setzten 2 TS 1500 und eine Honda GX 30 zum abpumpen ein. Die Gemeindearbeiter brachten auf Anfrage sofort 30 Sandsäcke nach Mompach, mit denen die Kollegen der feiwilligen Feuerwehr aus Herborn einen Wasserdamm bauten sodass das Wasser, anstatt in die Keller in die Strasse abgeleitet wurde. Eine zweite Mannschaft war in Moersdorf im Einsatz. Wir waren mit 17 Mann insgesamt 43 Stunden unterwegs.
02. Januar 2003 Um 09:53 Uhr piepte die Notrufzentrale mich an und fragte ob wir eine Permanence einrichten würden, ich gab Ihnen die Telefonnummer durch und unterrichtete Unterstein Gerd, dass er von sofort an am Telefon bleiben müsste. Die Kollegen der Notrufzentrale sagte mir noch, dass wir mit 15 bis 20 Liter Regen über den ganzen Tag rechnen müssten. Gegen 10:15 Uhr wurden wir erneut nach Mompach bestellt und auch in das selbe Neubaugebiet als am Vortag. Wir blieben über Mittag mit 12 Mann im Gerätehaus, wo wir uns stärkten. Am Nachmittag wurden wir nach Moersdorf bestellt, wo Wasser in ein Heizkeller eindrang. Auch im Wangertswee in Born hatte eine Familie Wasser im Keller, wir leiteten das Wasser mit Hilfe von Sandsäcken in die Strasse. Ich hatte für 14:00 Uhr einen Briefing angesetzt um die letzten Punkte zu klären. Beim Briefing waren die Feuerwehren Born-Moersdorf, Herborn, Metzdorf, die Bürgermeisterin, der Techniker sowie Kantonalpresident und Kantonalinspektor anwesend. Wir legten fest wann wer die Permanence übernehmen sollte mit Berücksichtigung, dass zu jeder Zeit über Nacht ein LKWfahrer anwesend war. Es kam aber alles anders. Die ersten die Wasser in Born bekommen sind die Familien Forthoffer, Becker und Hotel Kirchen. Bei einem Pegelstand von +/- 6.25 Meter tritt die Sauer gegenüber der Einfahrt zur Mehrzweckhalle auf die Hauptstrasse und auch in diesem Moment fliest das Grundwasser im Keller in die Mehrzweckhalle. Wir haben die Sauergasse besichtigt und noch Hand angelegt wo was abzudichten war, Heizbrenner abgeschraubt und Heizöltanks abgesichert, Sandsäcke verteilt, wo welche bestellt waren, diese waren am Nachmittag vergriffen. Die Familie Schaaf aus Boursdorf stellten uns noch 100 Sandsäcke die sie vom Silo herunter nahmen zur Verfügung. Es waren auch Familien da die keine Hilfe angefragt haben da diese Leute gesagt haben wir lassen das Wasser kommen wir räumen nichts und kaufen alles neu. „ Das sind auch die Familien die behaupten die Feuerwehr hätte nichts getan.“ Um 14:00 Uhr hatte die Sauer einen Pegelstand in Hinkel von 6.67 Meter. Um 18:00 Uhr war ein Pegelstand von 7.29 Meter erreicht und wir glaubten dies wäre der Höchststand, um 20:00 Uhr fiel der Pegelstand um 13 cm auf 7.16 Meter alle atmeten auf. Irrtum Um 21:00 Uhr ging es rapide bergauf. Um 21:00 Uhr 7.20 Meter. Um 00:00 Uhr 7.58 Meter. Um 02:00 Uhr 7.85 Meter. Um 04:00 Uhr 7.98 Meter. Um 06:00 Uhr 8.11 Meter. Um 08:00 Uhr 8.24 Meter.
03. Januar 2003 In Born Frau Unterstein hatte im Jahr 1993 kein Wasser im Haus hatte auch keine gefüllten Sandsäcke mehr bekommen. Frau Unterstein nahm die Nähmaschine und nähte aus Bettlacken Sandsäcke, die Ihre Mädchen mit Sand füllten. Ich erinnerte mich, dass die Metzdorfer Feuerwehrfreunde noch alte leere Sandsäcke im alten Gerätehaus in Born deponiert hatten und legte sogleich ein paar Hundert heraus, die auch im Nu vergriffen waren. Gegen 04:00 Uhr telefonierte ich Frau Bürgermeisterin Irma Krippes und sagte. Ihr, „komm erof well mir ersaufen hei“. Sie war nach 15 Minuten in Born und wir fuhren ins Dorf um uns ein Gesamtbild der Katastrophe zu machen. Frau Bürgermeisterin machte sich Sorgen über die Leute in der Sauergasse die in ihren Häusern geblieben waren. Um 06:00 Uhr rief ich auf die Notrufzentrale an und bestellte ein Boot um die Leute aus den Häusern zu bergen. Mit Tagesanbruch traf die Protection Civile aus Mertert mit dem Motorboot unter Leitung von Schummer Jos in Born ein. Frau Plein und Frau Schmit wurden aus der Sauergasse geborgen und die Familie Koenig gab den Autoschlüssel heraus, so konnten wir das Auto das in der Dorfstrasse im Wasser stand bis zum Friedhof schieben, ins Trockene. Die Notrufzentrale meldete, dass auch noch Leute in der Hauptstrasse im Haus eingeschlossen wären. Die Kollegen aus Mertert setzte das Boot bei der Familie Thomé erneut ins Wasser und schipperte die Hauptstrasse hinunter am Hotel Kirchen vorbei und rettete gegenüber noch 4 Personen. Wir fuhren diese Leute nach Echternach und Grevenmacher. Gegen 17:15 Uhr meldete ich bei der Notrufzentrale unsere Permanence ab, da auch die Feuerwehrleute einmal ins Bett mussten. Die Gemeindearbeiter und ihr Techniker musste über Nacht trotzdem in Born bei der Mehrzweckhalle weiter pumpen, sonst wär der Keller der Halle bis unter die Decke voll gelaufen.
04. Januar 2003 Um 08:00 Uhr fanden wir uns wieder im Gerätehaus ein um die Aufräumarbeiten und Pumparbeiten anzugehen. Nach einer kleinen Besichtigung vor Ort war uns das Ausmaß der Katastrophe erst recht klar. Die Familie Schmit, Bauer in Born hat ihren Keller und den Rest des Hauses gerettet da sie einen Tag lang mit dem Güllefass den Keller ausgepumpt haben. Die Familie Leucker hat zwar die Garage und den Keller geräumt haben kein Wasser bekommen aber jedem der Hilfe brauchte geholfen. Kremer Jos der erst im Dorf vor ein paar Jahr sesshaft wurde, half jedem der ein Problem hatte und gab auch moralische Unterstützung. Der freiwilligen Feuerwehr Osweiler noch einen Dank von dieser Seite, sie kamen mit 6 Mann zur Unterstützung, sodass ich meine Leute in der Campingstrasse abziehen konnte und wir 45 Minuten Mittagpause machen konnten. Sie haben auch noch die Einfahrt zum Gerätehaus und bei einem Privathaus bei den Putzarbeiten kräftig angepackt. Die Familien Lickes, Unterstein und Klein die selbst in der Feuerwehr vertreten sind und schwer betroffen waren hatten keine Hilfe von Seiten der Feuerwehr sie halfen sich selbst mit der Familie und Bekannten. Ich danke allen freiwilligen privaten Helfern die über die ganze Zeit und auch bei den Aufräumarbeiten geholfen haben. Auch in unser hektischen Gesellschaft gibt es noch Nächstenliebe und das haben alle Helfer bewiesen. Wir taten was wir konnten aber auch wir können keine Wunder vollbringen. Wir waren vom 01. Januar bis zum 04. Januar 2003 mit 27 Mann über 535 Stunden im Einsatz noch hinzu kommen die Stunden der Kollegen aus Herborn und Metzdorf. Die Leute die glauben und sagen wir hätten nichts getan sollen sich bei mir melden und einen Aufnahmeantrag ausfüllen, Arbeit finde ich für Sie und mehr als Sie schaffen denn im Haus sitzen zu bleiben und dem Pegelstand zu beobachten das kann jeder. Polemik nach einem Einsatz bleibt nicht aus wir haben auch nicht alles geschafft, wir sind keine Maschinen wir sind Freiwillige Feuerwehrleute die sich in den Dienst des Nächsten gestellt haben und keine Leibeigene wie verschiedene Leute sich das vorstellen. Einen Dank geht auch an meine Mannschaft der Feuerwehr Born-Moersdorf, Herborn und Metzdorf die alle über die ganzen Tage übermenschliches geleistet haben und fast immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Was mich noch erfreut, keiner wurde verletzt. Im Radio am Morgen des 03. Januar 2003 wurde gemeldet, dass Luxemburg mit einem blauen Auge davon gekommen sei, als in den Dörfern zwischen Echternach und Wasserbillig die Sauer noch immer anstieg. „Wohnt hier niemand mehr?“ Der Herr Minister Wolter behauptet, dass die Hochwasserschutzmassnahmen ihre Früchte getragen hätte. Ich frage mich welche Hochwasserschutzmassnahmen er meint, wenn die Leute der Untersauer 35 bis 40 cm höherer Pegelstand als 1993 hatten. Dann spreche ich nicht von Früchten. In den Dörfer Reisdorf, Bollendorf, Echternach, Steinheim und Born war Land total unter im Jahr 1993 war ein Pegelstand von 7.90 Meter in Hinkel und 2003 ein Pegelstand 8.25 Meter. Wie hoch wird das nächste Hochwasser? Wenn die Gemeinden und der Staat sich mal Gedanken über die Versiegelung der großen Industriezonen macht würden. Die Gemeinden stecken je größer die Industriezone ist viele Euros in die Gemeindekassen ein und das Wasser bekommen wir. Wo fliest das ganze Wasser aus dem Süden, Westen und Norden hin an das Ende des Landes, ins Niemandsland zwischen Echternach und Wasserbillig wo es wie gelernt auf der Spatz in die Mosel fliest. Es sind fast alle Flüsse und Bäche im Land die, die Sauer speisen und zu guter Letzt kommt bei Rosport auch noch die Prüm hinzu. Wann fangen wir hier mit Hochwasserschutzmassnahmen an? Kommandant / Kompaniechef Breuer Jeannot |
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